Zuständig für den Gedenkort ist das Bezirksamt Mitte von Berlin, das zusammen mit der damaligen Senatsverwaltung für Kultur 2016 einen Kunstwettbewerb auslobte. Das Berliner Kollektiv raumlabor, das den Wettbewerb für sich entscheiden konnte, stand vor der Herausforderung, diesen historischen Ort mit seinen sich widersprechenden Zeitschichten inmitten der banalen Geschäftigkeit von heute überhaupt erst sichtbar werden zu lassen.
Bewusst wurde auf ein Objekt verzichtet, das die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Stattdessen wachsen an dieser Stelle nun 20 Kiefern. „Als deplatziertes Fragment eines Kiefernwaldes in diesem unwirtlichen Kontext entsteht eine Verbindung zur Landschaft. Genau wie das Fragment des Gleises 69 eine Verbindung zu den Orten der Ausgrenzung und Vernichtung herstellt, die noch heute als authentische Orte existieren.“(1) Mit den Jahren werden die Kiefern weit über die angrenzenden Baukörper des Gewerbegebiets hinausragen und einen weithin sichtbaren, klar definierten und geschützten Raum für das Erinnern erschaffen. Bei Eintritt der Dunkelheit leuchtet an den Jahrestagen, an denen Deportationen aus Berlin stattgefunden hatten, ein Lichtzeichen auf, das der Beleuchtung von Discounter und Baumarkt entgegenwirkt.
Mit der Umsetzung eines solchen Gedenkorts wurde dieser historische Ort beziehungsweise das, was von diesem übrigblieb, einer weiteren Verwertungslogik entrissen und gewann eine eigene Identität. Der Ort erinnert daran, dass die Verbrechen damals inmitten des Alltags der Berliner*innen stattfanden und dass hier später beinahe alle Spuren dieser Geschichte ausgelöscht und überschrieben wurden.
- (1) raumlabor: Gedenkort Güterbahnhof Moabit, Stand 13.06.2024.